Schelmenroman und Versnovelle - Vorlesung, SoSe 2020
Autor
Genre
Beschreibung
Der europäische Schelmenroman führt seine Entstehung üblicherweise auf das Spanien des 16. Jh. zurück. Als bedeutendster deutschsprachiger Vertreter gilt Grimmelshausens ‚Simplicissimus‘ (1668). Dabei wird häufig übersehen, dass sich vergleichbare Texte auch im deutschsprachigen Mittelalter finden lassen. In Abkehr von der hehren Werteordnung der höfischen Literatur stellten ab der Mitte des 13. Jh. volkssprachliche Autoren Figuren in den Mittelpunkt ihrer Werke, in denen sich moralisch zweifelhafte Helden aus den unteren Volksschichten mit Witz und Tücke durchs Leben schlagen, und dabei die Scheinmoral ihrer meist höherrangigen Widersacher vorführen. Zentrale Texte sind die anonyme Erzählung ‚Moritz von Craûn‘, Strickers ‚Der Pfaffe Amis‘ (um 1240) und der ‚Meier Helmbrecht‘ von Wernher dem Gartnaere (3. V. 13. Jh). Gattungsgrenzen sind freilich nicht immer klar zu ziehen. Heinrich Wittenwilers ‚Ring‘ (1408/10) schwankt zwischen Lehrgedicht und unflätigem Schwank. Behandelt werden weiterhin kürzere Versnovellen des Strickers, Konrads von Würzburg, Herrands von Wildonie oder Hans Rosenplüts, die zwischen provokativen, lehrhaft satirischen und derb erotischen Elementen die europäische Novellistik vorbereiten.
Fachgebiet
Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Philologie
Lizenz
Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International
Hinweis
Die Beiträge dieser Serie können Sie als Podcast abonnieren.
Mediathek-URL
Embed-Code