Ein, zwei, viele Ichs - Ein Blick hinter die Karnevalsmasken - Beitrag bei Radio KIT am 12.02.2015
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Die Saturnalien erinnern an die untergegangene Ordnung des Saturn, die im Rückblick von vielen bald zum "goldenen Zeitalter" verklärt wurde. Es war ein mehrtägiges Fest, das zu Ehren des Saturn zwischen dem 17. und 23. Dezember gefeiert wurde und wohl auch eine der Wurzeln des christlichen Weihnachtsfestes bildete. Jedenfalls war es eine Zeit, in der die übliche Ordnung der römischen Gesellschaft auf den Kopf gestellt wurde. Der römische Satiriker Horaz spricht von der "Libertas Decembris", "der Freiheit des Dezembers". Sklaven waren ihren Herren, Frauen ihren Männern gleichgestellt. Wein floss im Überfluss, man speiste die Armen, beschenkte sich großzügig, sexuelle Ausschweifungen und Glücksspiel waren erlaubt. Vielleicht überlebte in den Saturnalien die Erinnerung an eine untergegangene matriarchale Ordnung, in der das Verhältnis der Menschen zur Natur noch versöhnlicher war als in der betont soldatischen Gesellschaft der römischen Antike. Die Maskerade war auch damals ein unentbehrliches Mittel, den Rollentausch zwischen Mann und Frau, reich und arm, Sklave und Herr glaubhaft zu machen. Am Ende der Saturnalien aber fielen alle Masken und die alte patriarchale Ordnung kehrte zurück. Das leichte Spiel mit multiplen Identitäten, die Entgrenzung des eigenen Ichs, die Entlastung von einer festgezurrten sozialen Rolle stecken auch heute noch hinter der Lust am karnevalesken Mummenschanz. Daniel Lasch spricht mit dem KIT Philosophen Dr. Heinz-Ulrich Nennen über die Welt als Bühne multipler Identitätsspiele.
Laufzeit (hh:mm:ss)
00:08:48
Serie
KIT Wissen : Faszination Forschung
Publiziert am
17.02.2015
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