Bye, bye Dieselmotor? - Das technologische Dilemma hinter dem VW Skandal - Beitrag bei Radio KIT am 08.10.2015
Autor
Interviewter
Beteiligtes Institut
Institut für Kolbenmaschinen (IFKM)
Genre
Beschreibung
Bye, bye Dieselmotor?
Das technologische Dilemma hinter dem VW Skandal
Am Institut für Kolbenmaschinen des KIT verfolgt man in diesen Tagen den sich rasant ausweitenden VW Skandal mit durchaus gemischten Gefühlen. Auf dem Campus Ost ist man überzeugt, dass die Entwicklung der Verbrennungsmotoren-Technologie in Richtung Sparsamkeit und Umweltverträglichkeit noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt ist. Mit Hochdruck arbeiten die Wissenschaftler des IFKM sowohl an der Reduktion von schädlichen Emissionen im Verbrennungsraum selbst, als auch an der Verbesserung der Neutralisierung von Emissionen im Abgas. Für den Leiter der Forschungsgruppe Motorensysteme und Abgasnachbehandlung, Dr. Uwe Wagner, liegt es deshalb auf der Hand, dass der VW-Konzern diesen Anstrengungen mit der ominösen Cheating Software für den Dieselmotor vom Typ EA189 einen gewaltigen Bärendienst erwiesen hat. Er will auch eine gewisse Mitverantwortung der Autokäufer nicht ganz ausschließen. Die hätten eigentlich wissen können, dass gerade die Sparsamkeit dieser Motoren zur erhöhten Emission von Stickoxyden führen müsse. Nur durch eine aufwendige Nachbearbeitung in Katalysatoren - bei manchen Modellen auch mit Harnsäure als einem zusätzlichen Betriebsmittel - könnten diese gesundheitsschädlichen Substanzen wieder aus dem Abgas herausgefiltert werden. Das habe der VW-Konzern seinen Kunden augenscheinlich nur im Testbetrieb auf dem Prüfstand zumuten wollen, nicht aber im Dauerbetrieb im Alltag. Der KIT-Experte sieht deshalb bei der Nachrüstung möglicherweise noch weitere große Probleme auf den Konzern zukommen. „Niemand weiß, ob die Katalysatoren nach der Umstellung der Software bei einer Rückrufaktion im Dauerbetrieb über die ganze Lebensdauer des Fahrzeuges auch wirklich funktionieren werden. Schließlich wurden sie ja nur für den gelegentlichen Einsatz in Testsituationen ausgelegt“. Dr. Wagner glaubt dennoch an eine Zukunft der Dieselmotoren. Voraussetzung sei aber, bestehende technologische Ansätze zur Serienreife zu entwickeln, bei denen schon im Verbrennungsraum möglichst gar keine Stickoxyde entstehen. „Dann muss man sie auch nicht mehr mit hohem Aufwand aus dem Abgas herausholen“, meint Dr. Wagner im Exklusivinterview mit Radio KIT.
Interview von Stefan Fuchs
Laufzeit (hh:mm:ss)
00:13:26
Serie
KIT Wissen : Faszination Forschung
Publiziert am
12.10.2015
Fachgebiet
Lizenz
CC BY 3.0 DE
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